Neuestes zum Haus der Bürger und Vereine (HdBV)
„Erst sind beim geplanten Haus der Bürger und Vereine in Pöcking die Kosten aus dem Ruder gelaufen, dann wurde drastisch der Rotstift angesetzt und nun darf es doch wieder ein bißchen mehr sein…“ – so beginnt ein Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 25.04.2016 – und besser kann man das Desaster um die Planung dieses Hauses nicht beschreiben.
Da die Kosten für das Haus der Bürger und Vereine in der letzten Legislaturperiode immer weiter in die Höhe geschossen sind und zuletzt bei 14,5 Millionen lagen, hat man sich in der Gemeinderatssitzung vom 21.05.2015 einstimmig auf eine Kostendeckelung von 8 Millionen Euro geeinigt. Gleichzeitig wurde ein Arbeitskreis ins Leben gerufen. Neben zwei Vertretern der PWG und einem Vertreter der CSU war auch unser Gemeinderatsmitglied Sabine Stolicka Mitglied dieses Arbeitskreises. Professionell unterstützt wurde der Arbeitskreis durch das Projektsteuerungsbüro companeer.
In dem Arbeitskreis wurde mehr als ein Jahr intensiv und sehr konstruktiv daran gearbeitet, ein für alle Belange funktionales Haus der Bürger und Vereine zu planen, das den Kostenrahmen von 8 Millionen Euro nicht überschreitet.
Es wurde eine umfangreiche Bedarfsanalyse mit allen betroffenen Vereinen aufgestellt – auch die Frage von möglichen Lagerflächen und Nebenflächen wurde ausführlich besprochen. Einigkeit herrschte bei allen Mitgliedern das AK HdBV, dass letztendlich aus Kostengründen auf einen Keller verzichtet werden muß, wenn nicht an anderer Stelle weitere Einsparungen vorgenommen werden sollen (z.B. an der Saalgröße).
Es wurde hart um jeden Quadratmeter gerungen, um die Kosten des geplanten HdBV nicht wieder ins Unermeßliche steigen zu lassen.
Zum Schluß konnte der AK HdBV ein Arbeitsergebnis vorlegen, das sich hätte sehen lassen können. Mit einer qualifizierten Kostenschätzung von 7.995 Millionen Euro war es quasi eine Punktlandung. Angedacht sind zwei Häuser: Haus der Bürger mit Satteldach und Haus der Vereine mit Flachdach. Auf ein Satteldach wurde hier aus Kostengründen verzichtet (Einsparpotential 250.000 Euro).
In der Gemeinderatssitzung vom 21.04.2016 sollte über die weitere Planung auf Grundlage dieser qualifizierten Kostenschätzung abgestimmt werden. Und erst zu diesem Zeitpunkt kam – wie aus dem Nichts – ein PWG-Antrag, der plötzlich die Wichtigkeit eines Kellers in den Vordergrund schiebt.
Ganz deutlich soll an dieser Stelle gesagt werden, dass es nicht darum geht, einen Keller zu verhindern. Lagerflächen sind durchaus nicht zu unterschätzen.
Nur – wenn der Bedarf von unterirdischen Lagerflächen so wichtig gewesen wäre, hätte man das sehr viel früher sehr viel deutlicher zum Ausdruck bringen und in der Gesamtplanung berücksichtigen müssen. Selbstverständlich hätte das Einsparungen an anderer Stelle bedeutet. Und genau das wollte die PWG ganz offensichtlich verhindern und ist deswegen erst auf der Zielgeraden mit dem Antrag raus gerückt – ohne Prüfung, ohne Planung….
Die Art und Weise, wie hier die PWG agiert hat, führte die Arbeit im AK HdBV ad absurdum. Die Mitarbeit in diesem Arbeitskreis erfolgte in der festen Annahme, dass in einem kleinen Gremium lösungsorientierte Diskussionen stattfinden und somit gute Ergebnisse erzielt werden können, die dann auch von allen AK-Mitgliedern getragen und nach außen positioniert werden. Wie sich dann aber leider herausgestellt hat, sind augenscheinlich wichtige Bereiche von einigen AK-Mitgliedern in diesem Arbeitskreis – vielleicht sogar bewusst – nicht thematisiert worden, um dann im entscheidenden Augenblick die ganze Arbeit und die erzielten guten Ergebnisse zu torpedieren. Eine weitere Mitarbeit in diesem Arbeitskreis war aus diesen Gründen nicht mehr möglich.
Dem Antrag der PWG wurde mit 11:10 Stimmen zugestimmt. Ohne Wirtschaftlichkeitsprüfung wird nunmehr auch noch ein Keller geplant und gebaut. Die grobe Kostenschätzung liegt bei ca. 500.000 Euro.
Und als ob das nicht schon genug wäre, überlegt man jetzt auch noch, doch das Satteldach auf das Haus der Vereine zu bauen und das Dach so weit auszubauen, dass hier Wohnraum geschaffen werden könnte. Vollkommen unklar ist, wer dort einziehen wird. Sind es möglicherweise der Wirt oder Kellner der geplanten Gastronomie? Oder fremde Mieter? Was passiert, wenn sich diese Mieter dann über den Lärm bei Veranstaltungen beschweren….? Und amortisiert sich der Ausbau dieses Satteldachs tatsächlich?
Nach derzeitiger Grobschätzung belaufen sich die Kosten zwischen 600.000 und 800.000 Euro. Da hier bezahlbarer Wohnraum entstehen soll, könnte es einen Bauzuschuß der Regierung Oberbayern geben. Aber selbst mit einer solchen Bezuschussung würde die Amortisierung frühestens nach 38 Jahren erfolgen – vorausgesetzt: Es bleibt 38 Jahre lang bei einem 0%-Zinssatz….
Auch hier möchten wir deutlich machen, dass wir selbstverständlich für bezahlbaren Wohnraum sind. Dieser ist dringendst notwendig. Aber es stellt sich die Frage, ob hier nicht nur Gründe vorgeschoben werden, um das optisch schönere Satteldach und damit eine weitere Erhöhung der Kosten für das Haus der Bürger und Vereine zu rechtfertigen.
Wie beim angeblich dringend erforderlichen Keller steht auch bei dem Ausbau des Satteldachs die Frage nach der Wirtschaftlichkeit im Raum und im letzteren Fall auch noch die Frage, ob man sich mit Mietern nicht möglicherweise sehr viel Ärger ins Haus holt…
Die im Arbeitskreis erarbeitete qualifizierte Kostenschätzung hat wirklich ALLE Bereiche abgedeckt – sei es nun der Bodenbelag, die sanitären Anlagen oder auch die Strom- und Heizungsversorgung – immer mit der Budgetgrenze von 8 Millionen im Kopf.
Was aus unserer Sicht an der jetzigen Vorgehensweise sehr bedenklich ist, ist die nunmehr wieder zum Vorschein kommende scheibchenweise Umsetzung von Wunschvorstellungen. Hier ein Keller, dort ein Satteldach – der einstimmige Beschluß, die Kosten für dieses Haus bei 8 Millionen zu deckeln, hat schon jetzt nicht mehr Bestand; die gute Arbeit im Arbeitskreis wurde mit Füßen getreten…
Und wer weiß, was noch alles kommt – vielleicht besserer Bodenbelag wegen der Akkustik? Oder besseres Energiekonzept?
Es ist vollkommen klar, dass bei einer Kostendeckelung nicht alle Wünsche erfüllt werden können. Da muss man dann ggfls. auf die bessere Lösung verzichten – und es wird immer noch bessere Lösungen geben, das ist doch auch klar….
Nur – wenn so agiert wird, werden der Kosten immer weiter in die Höhe getrieben…. Wieviel teurer diese Umplanungen dann tatsächlich werden, wird sich erst noch zeigen. Es ist doch allgemein bekannt, dass Bauvorhaben regelmäßig teuer werden, wenn der Bauherr Wünsche nach schiebt, nachdem die Planung bereits abgeschlossen ist. Die Mehrheit im Gemeinderat hat es bis jetzt noch nicht mal für nötig gefunden eine evtl. angepasste Obergrenze der Kosten (9 Milionen ?) für das Gesamtprojekt festzulegen. Es stehen nur noch die Wünsche im Vordergrund ohne irgendeine Kostengrenze.
Die Grünen im Gemeinderat werden jedoch weiterhin an der Budgetgrenze von 8 Millionen festhalten und jede Änderung, die diesen Rahmen überschreiten wird, ablehnen.